kurze Geschichte der Militärfahrzeuge

Es ist wohl seit Menschengedenken so, dass jede Erfindung im zivilen Bereich sofort auch auf ihre militärische Verwendbarkeit geprüft wird.
Als die ersten Automobile, also motorgetriebene Fahrzeuge in der Form von Lokomobilen vorgestellt wurden, interessierten sich auch die Militärs für diese Technik (Soldat einer Luftschifferabteilung sichert innerhalb des Kasernengeländes ein Lokomobil). Gab es im Militär doch bereits, teils zum Selbstschutz mit Plattformwagen mit augebauter Kanone bewaffnete Feldeisenbahnen, die dem Transport von Munition und Nachschub dienten. Allerdings befand man Lokomobile, anders als Feldeisenbahnen mit ihren leicht auf den Boden verlegbaren Schienen, aus vielen Gründen für kriegsuntauglich.
Feldeisenbahnen waren für Fahrten hinter der Front in vieler Hinsicht besser. Der Einsatzort von Lokomobilen wäre daher nur die Frontnähe gewesen. Aber dort verriet sie Ihre Rauchfahne und der Betriebslärm kilometerweit und machte sie zu einer prädestinierten Zielscheibe für den Gegner. Insbesondere, weil sie wegen Ihres hohen Eigengewichts und der schwerfälligen Steuerbarkeit im Gelände kaum über Schrittgeschwindikeit kamen .
Sie waren daher den damals für die anvisierten Verwendungszwecke gebräuchlichen Pferdegespannen haushoch unterlegen. So kam ihr Einsatz kaum außerhalb von befestigten militärischen Anlagen in Frage. Aber auch hier zeigte sich wegen der stundenlangen Anheizzeit der Dampfkessel kein wirklicher Vorteil gegenüber von Zugpferden.

Als ab 1900 die ersten zivilen Kraftfahrzeuge auf dem Markt kamen, prüfte man deren Einsatzmöglichkeit erneut. Aber der Verbrennungsmotor löste nur das Gewichts und Zugriffsproblem (Siehe zur Geschichte der Autoentwicklung unter Oldtimer-Pkws der Stratseite).
Die Geländegängigkeit war immer noch weit unter der von Pferdegespannen, und ein Krieg würde wohl kaum auf den wenigen damals vorhandenen befestigten Straßen stattfinden. Zudem war die Qualität der Gummireifen noch sehr in den Kinderschuhen. Auf 20km Fahrt musste man mit einem Reifenschaden rechnen. Aus diesem Grunde kamen militärisch nur Vollgummiräder oder Eisenreifen in Frage, die eine hohe Anforderung an die Fahrzeugbesatzung und das Material stellten und keine hohe Fahrgeschwindigkeit zuließen.
Nicht vergessen darf man auch den Standesdünkel der hohen Kavallerie-Offiziere, die oft aus einflußreichen Familien stammten und mit guten Argumenten einen Ablösung der Kavallerietruppe durch motorisierte Verbände ablehnten.
Dennoch beschafften die Armeen der Welt Lastkraftwagen und Personenwagen und versuchsweise gepanzerte Kraftfahrzeuge, allerdings nicht in einem Maße, dass sie kriegswichtig gewesen wären.

Nachdem Gottfried Daimer im Jahr 1900 für die Carl Benz AG das erste kommerzielle zivile Fahrzeug entwickelt hatte, baute er nach diesen Erfahrungen im Jahr 1905 ein gepanzertes Radfahrzeug und stellt dies auf dem Wiener Autosalon vor. Dieses Fahrzeug verfügte allerdings weder über eine Eigenbewaffnung, noch war es geländegängig. Es war ein gepanzertes, also passiv-gerüstetes Fahrzeug, wie es Politiker und Prominenz auch heute verwenden, das seine Insassen gegen Angriffe von außen schützen sollte. Es sollte schlicht ermöglichen, Personen unter Ausschluss einfacher Gefahren sicher zu transportieren.
Dieses Fahrzeug betrachtete sich auch der Österreichische Oberleutnant G. Burstyn, dem bereits zuvor die Idee gekommen war, daß der Armee ein eigenständig wie ein kleines Kriegsschiff operierendes Landfahrzeug fehlte. Wie ein Kriegsschiff sollte das Landfahrzeug auch mit einer möglichst mobilen Kanone bewaffnet sein. Wie ein Kriegsschiff auf dem Meer, sollte auch das Landfahrzeug beliebig, nicht an Straßen gebunden, über das Gelände fahren können, notfalls dabei Schützengräben und Wälle problemlos überwinden können.
Das Problem mit der Kanone war leicht zu verwirklichen, aber das Problem der Geländegängigkeit konnte Burstyn vorerst nicht lösen.

Nun wird in der Literatur der Ausbruch des ersten Weltkriegs mit dem Attentat des Serben Gavrilo Princip auf den Österreichisch-Ungarischen Tronfolger Erzherzog Franz Ferdinand und seine Gemaling Herzogin von Hohenberg am 28. Juni 1914 verknüpft. Das spiegelt nur einen Aspekt wieder, denn das Attentat war ähnlich der 'Emser Depesche 1870', die den Deutsch-Französichen Krieg 1870/71 'wegen einer Beleidigung' auslöste, nur (willkommener) Anlass, einen Krieg zu beginnen, der seit Jahren in der Luft lag. Liest man Publikationen aus der Zeit vor dem Attentat, so stellt man in ganz Europa ein gegenseitiges Aufwiegeln fest, dessen Ursprünge wohl eher in einen Kampf um die Verteilung der Weltressourcen zu finden sind. Die überall einsetzende Industralisierung hatte zu neuen größeren Begehrlichkeiten geführt.
Innere Spannungen in den Fabriken führten zu sozialistischen und kommunistischen Arbeitsorganisationen und richteten sich letztlich gegen die jeweiligen Regierungen. Zudem zeichnete sich die schon die dann durch den 1. Weltkrieg nur vertagte Weltwirtschaftskrise ab.

Viele Regierungen, so die des Deutschen Kaiserreichs, standen vor einem zu erwartendem finanziellen Chaos. Nach den damals gültigten Doktrien beseitigte man einen drohenden inneren Konflikt am besten, in dem man einen äußeren Konflikt schaffte, der die Bevölkerung wieder solidarisiert.
Ganz Europa stand daher bereits spätestens seit 1908 in den Startlöchern des 1. Weltkrieges. Beispielhaft sei die 1908 in die deutsche Armee neu eingeführte Selbstladepistole Luger 08 angeführt. Im 1. Jahrhundert vor der Zeitrechnung hatte der römische Staatsmann und Schriftsteller Marcus Tullius Cicero eine noch heute angewendete und die Rüstungausgaben begründetende (Abschreckungs-) Staatstheorie entwickelt, die er unter dem Satz 'sie vis pacem, para bellum' zusammenfasste. Das bedeutet auf Deutsch, 'wenn du den Frieden erhalten willst, bereite dich auf den Krieg vor'. Man wählte daher anbetrachts des erkennbar vor der Tür stehenden Krieges für die neue Dienstpistole 08 den Namen Parabellum-Pistole. (Ihre noch heute militärische verwendete Munition 9mmParabellum, bzw. kurz 9mmPara).

Ab 1908 rüsteten alle Staaten Europas in enormen Ausmaße (ein Abschreckungspotential) auf. Nationale Zeitungen aller Länder brachten regelmäßig Berichte über die Aufrüstungen und militärischen Fortschritte der potentiellen Kriegsgegner und schürten so Haß und Ängste. Letztlich führte das zu hohen Rüstungsausgaben, die die Volkswirtschaften der Länder überstrapazierten und somit die Kriegsgefahren multiplizierten.
Eine verhängnisvolle Eigendynamik nahm ihren Lauf, und auch ohne das Attentat von Sarajewo hätte zu einem anderen Zeitpunkt ein anderer Funke genügt, den überhitzten Dampfkessel des Krieges platzen zu lassen.

Diese Entwicklung entging dem Österreichischen Reserveoffizier Burstyn nicht, und er verfolgte seine Idee von 1911 erneut. Dieses Mal fand er auch eine Lösung des Fortbewegungsproblemes seines gepanzerten Kanonenwagens.
Eisenbahnen durchzogen zu diesem Zeitpunkt bereits ganz Europa und viele Teile der Welt. Die Eisenbahnen rollten problemlos durch jedes Gelände - auf Schienen. Wie wäre es, das Panzerfahrzeug auch auf Schienen fahren zu lassen. Auf Schienen, die das Fahrzeug selbst verlegt, hinter sich wieder einsammelt und erneut vor sich legt. Das funktioniert in Form einer Endlos-Schienen-Kette, die über Vorder-und Hinterrad gelegt wird. Solche 'Metallplattenketten' allerdings nur zur Oberflächenvergrößerung von Kanonenrädern zum Schutz vor Einsinken in morastigen Boden und ähnlich einer Schneekette um ein Rad gespannt, hatte Burstyn bereits vor 1900 bei der Artillerie gesehen. Er übernahm diese Kette und verlängerte sie so, dass sie über Vorder- und Hinterrad gemeinsam reichte, machte notgedrungen beide Achsen starr und unlenkbar. Eine Lenkung erreichte er durch verschiedene Geschwindikeiten der beiden Kettenseiten. Durch gegenläufige Kettendrehung konnte sein gepanzertes Kanonenfahrzeug sogar bereits auf der Stelle wenden. Fertig war sein Panzer.

Er schickte seine detaillierten Konstruktionspläne an das Österreichische k.u.k. Kriegsministerium. Allerdings erlebte er die herbe Enttäuschung, dass seine Erfindung 1912 mangels Verständnis der prüfenden Behörde und aus arrogantem Desinteresse 'einem Amateurerfinder' überhaupt Gehör zu schenken, rundherum als untauglich zurückgewiesen wurde.
Enttäuscht wand sich Burstyn nun an den Deutschen Kaiser, als Verbündeter Österreichs. Aus seiner Erfahrung, vor der Österreichischen Untersuchungskommission auf Unverständnis gestoßen zu sein, beschrieb er die (tatsächlichen) Vorzüge und Kriegseinsatzmöglichkeiten seines Kampfwagens plastisch und detailliert. So, wie er glaubte, dass es auch der Dümmste verstünde. Er hatte nicht mit den Deutschen Behörden gerechnet. Auch sie lehnten seine Erfindung als Phantasterei ab. Das Deutsche Militär hat damit den 1. Weltkrieg 2 Jahre früher verloren, als er überhaupt angefangen hat.

In seiner Verzweiflung, seine Erfindung nicht vermarkten zu können, sorgte Burstyn dafür, dass unmittelbar nach Ablehnung durch die Deutschen Behörden verschiedene Abhandlungen über seinen Kampfwagen in Militärzeitschriften erschienen. Ein englischer Berlin-Korrespondent las diese Abhandlungen und erkannte den Wert der Erfindung. Er sammelt alles, was er an Informationen zu dem Panzer findet und schickt es nach London an das Englische Kriegsministerium, das nach einigem Zögern ebenfalls den bahnbrechenden militärischen Nutzen der Erfindung erkannte. Heimlich begann England mit dem Bau von Panzerkampfwagen.

Als der erste Weltkrieg dann 'auf Grund des Attentats von Sarajewo' am 1. August 1914 ausbracht, hatten keine der Streitkräfte für einen ausreichenden Bestand an Kraftfahrzeugen gesorgt. Die Entwicklung der Kraftfahrzeuge war einfach zwischen 1910 und 1914 so rasant verlaufen, dass die Militärbehörden fern jeder Realität in langwierigen Verfahren über die Modelle entschieden hatten, die zum entgültigen Entscheidungstermin technisch schon um (die Entscheidungs-) Jahre veraltet waren.
Besonders nachteilig wirkte sich das auf die französische Armee aus. Immerhin war es seinerzeit noch so, dass die Kavallerie als schnelle Truppe ritt, die Infanterie zu Fuß marschierte. Frankreich erwartete wie im Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 einen Einmarsch der Deutschen Truppen an seiner Ostfront, der deutsch-französischen Grenze, und hatte seine mobilisierten Truppen komplett dorthin verlagert.
Deutschland hatte allerdings schon 1905, also fast 10 Jahre vor Kriegsbeginn unter General Alfred von Schliefen eine Strategie entwickelt, die es bei bei einem kommenden Krieg zwischen Frankreich und Deutschland vorsah, dass die Deutsche Armee ohne Rücksicht auf die politische Neutralität Belgiens, Belgien besetzt und von dort in den Norden Frankreichs einfällt. Die erwartungsgemäß in den Vogesen konzentrierten französischen Truppen sollten dann hinterlaufen werden und von vorn und hinten in 'die Zange' genommen werden, während ein Teil der Deutschen Truppe das ungeschützte Paris einnehmen sollte.
Dieser Schliefenplan wurde nun umgesetzt. Als die französische Führung, die sich darauf verlassen hatte, dass Deutschland die Neutralität der angrenzenden Länder Belgien, Luxemburg und Holland entsprechend der internationalen Kriegsbestimmungen respektieren wird, die drohende Niederlage erkannte, mobilisierte sie alle Taxifahrer und privaten Autobesitzer, um ihre Truppe schnellstens von der deutsch/französischen Grenze an die Grenze zu Belgien zu verbringen, da Fußmärsche Deutschland ausreichend Zeit gegeben hätten, den gewonnenen Vorteil auszubauen. Private französische Autofahrer haben somit geholfen, eine französische militärische Niederlage direkt zu Kriegsbeginn zu vermeiden und somit den 1. Weltkrieg gewonnen.

Zu diesem Zeitpunkt waren die Englische Panzer noch nicht einsatzbereit. Allerdings sind die Flugzeuge bereits in militärischem Einsatz (siehe Geschichte der Flugzeuge, erreichbar über die Startseite). Deutsche Flugzeuge und vor allem Zeppeline fliegen unmittelbar nach Kriegsbeginn über England, bombardierten kriegswichtige Orte, aber fotografierten auch militärische Anlagen zu Zwecken des deutschen militärischen Nachrichten- und Aufklärungsdienstes. Um die Produktionsanlagen zu schützen, sorgte der Englische Geheimdienst dafür, dass die deutschen Auswerter der Luftbilder die Panzer für strategisch unwichtige Gastanks hielten. Als dann die ersten Englischen Panzer 1916 in den Verlauf des 1. Weltkrieges eingriffen, hießen sie nach dieser Vorgeschichte Tanks, ein Name, der noch heute die Englische Bezeichnung für Panzer ist. Das Auftauchen der Panzer demoralisierte die Deutschen Front-Truppen und die Deutsche Armee erlitt durch die feindlichen Panzer die ersten schweren Niederlagen. Zwar begann nun die Deutsche Armeeführung selbst schnell die zuvor verschmähten Pläne des Österreichers Burstyn umzusetzen, aber es war zu spät. Die Alliierten Truppen rollten die Westfront mehr und mehr auf. Die Erfindung des Panzerwagens hat Europas Schicksal bis in die heutige Zeit entscheidend beeinflusst, denn das Ende des 1. Weltkrieges stellte dann gleich wieder die Weichen für den nächsten Krieg, den 2. Weltkrieg.
Die Kavallerie-Obristen, die den Beginn der Motorisierung der Armeen eifersüchtig hatten verhindern wollen, blieben in ihrer Befürchtung, gepanzerte Fahrzeugtruppen könnten die Kavallerie taktisch überflüssig machen und ersetzen, im Recht und im Unrecht zugleich. Nach und nach verschwanden die Pferde aus den Armeen der Welt, aber die Truppengattung 'Kavallerie' blieb wenigstens in der US-Armee bis heute erhalten. Dort gibt es noch die Cavalry, auch wenn sie heute nicht mit Pferden, sondern mit Panzern ausgerüstet ist.


Das Sammeln alter Militärfahrzeuge

Oft wird es von der Öffentlichkeit mit gewissem Misstrauen betrachtet.
Die gleichen Bürger, die Besitzer historischer Militärfahrzeuge kritisch taxieren, schauen dann jedoch abends im Fernsehen Filme, die die Zeit und die Geschichte thematisieren, in denen diese historischen Fahrzeuge im Einsatz waren.
Dabei denken sie keine Sekunde darüber nach, dass diese Filme, seien sie zeitkritisch oder unterhaltend, nur deshalb so gedreht werden konnten, weil es Sammler historischer Militärfahrzeuge gibt, die ihre Oldtimer für die Filmproduktion ausgeliehen hatten.

Da wir selbst für Filmproduktionen tätig sind, sind wir ständig an Kontakten zu Sammlern interessiert, die historische Militärfahrzeuge, Anhänger, Flugzeuge und Schiffe aller Art besitzen und bereit sind, diese gegebenenfalls auszuleihen.
Über eine entsprechende Nachricht über unsere Mailform, die Sie über das Impressum aufrufen können, würden wir uns freuen.

horst decker

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Wehrmacht Propaganda Bus in Polen 1940

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Lautsprecherwagen des Wehrmachts Kreishauptmanns des Kreises
Lowicz/Polen im Jahr 1940