Die Bezeichnungen der Karosserieformen von Kraftfahrzeugen
Text wörtlich übernommen aus dem Fachbuch 'Das Buch vom Auto' von 1910

Wer die Absicht hat, sich ein Automobil anzuschaffen, bestellt gewöhnlich, wenn es sich um einen größeren Wagen handelt, in der Automobilfabrik ein Chassis und bei dem Karosseriefabrikanten die dazu passende Karosserie.

Je nach ihrem Verwendungszweck unterscheidet man in der Regel vier Chassisgrößen, und zwar das kurze Chassis (Fig. 164) - Radstand 2m- 2,3m



das mittlere Chassis (Fig.165) - Radstand 2,5m



das normale Chassis (Fig. 166) - Radstand 2,75m



und das lange Chassis (Fig. 167) - Radstand 3m - 3,3m



Das kurze Chassis wird normalerweise für größere Zweisitzer benutzt; bei ihm beträgt die Entfernung von Mitte Vorderrad bis Mitte Hinterrad, also der Radstand 2-2,3m, bei Cassis mittlere Länge beträgt der Radstand ungefähr 2,5m, während derselbe bei normalen Chassis ca. 2,75m beträgt.
Das lange Chassis gestattet einen Radstand von ca. 3-3,3m.

Letzteres wird vornehmlich für größere Tourenwagen (Limousinen) benutzt, während das normale Chassis mehr für Stadtwagen, um einen kurzen Lenkradius zu erhalten, verwendet wird.
Die Bauart der Karosserie weicht von der bekannten Wagenform der Gespannwagen vollkommen ab, doch lassen sich Übergänge vom Gespannwagen zum Automobil noch sehr gut feststellen.

Offene Wagen mit zwei nebeneinanderliegenden Sitzen nennt man Phaetons. Solche Phaetons zeigen die Figuren 168



und 169.


Bei der Figur 169 läßt sich hinten, wie ersichtlich, noch ein Dienersitz hochklappen, während in der Figur 168 der Sitz abnehmbar eingerichtet ist.

Figur 170 zeigt einen Phaeton mit Klappverdeck, während Figur 171 dasselbe mit einem Kabriolettaufsatz versehen ist. Man nennt diese Karosserie Cab. Sie ist vorn offen, besitzt unten Türen, die sich von der Mitte nach den Seiten zu aufklappen lassen.



und 171.


Im Gegensatz hierzu steht das Coupe (Fig. 172). Ein Coupe ist ringsherum geschlossen und hat die Türen an der Seite.



In der Figur 173 sehen wir ein etwas größer gebautes Coupe für drei Personen mit Dienersitz.



Alle diese Wagen (Fig. 164 bis 173) sind als Selbstfahrer gebaut, d.h. sie können vom Besitzer selbst gelenkt werden.
In Figur 174 sehen wir ein Coupe, welches von einem Chauffeur gelenkt wird; es ist dies der bekannte Stadtwagen.



Ersetzen wir das feste Dach des Coupes durch ein Klappverdeck, so erhalten wir ein Landaulet (Fig. 175).




In den Figuren 176 und 177 sehen wir das sogenannte 3/4 Coupe, in dem 4 Personen Platz finden.





Das herunterklappbare Verdeck (Fig. 178) macht daraus das 3/4 Landaulet. Dasselbe sehen wir auch in der Figur 179.





Figur 180 ist nichts als eine Vergrößerung von Figur 179 mit vorspringendem Schutzdach und Innenraum für vier Personen, man bezeichnet dasselbe mit 3/4 Landaulet. Die Figuren 179 und 180 bilden den bekannten Droschkentyp.



Ein Coupé besitzt eigentlich nur Fenster in den Türen, doch macht das Lenken vom Inneren des Wagens aus die Anbringung von zwei weiteren Seitenfenstern erforderlich.
Die Figur 181 zeigt uns ein Doppecoupé mit Führersitz in der vorderen Abteilung ; solche Wagen sind in Deutschland nicht gebräuchlich.



Figur 182 zeigt das bekannte Tonneau mit hinterem Einstieg. Dasselbe wurde auch mit vorderem Einstieg bei drehbarem Vordersessel gebaut, wird aber heute nur noch selten fabriziert.



Bei einem Versuche, die Karosserie zu modernisieren und auf das kurze Chassis einen Doppelphaeton mit seitlichem Einstieg zu setzen, erhielt man eine Karosserie mit zu schmalen Türen.(Fig. 183)



Figur 184 zeigt ein normales Doppelphaeton mit scharfen Ecken, während die Figuren 185 und 186 ein solches mit abgerundeten Ecken und Kapotte zeigen.







In Figur 187 sehen wir ein Doppelphaeton mit amerikanischem Verdeck, während die Figur 188 ein solches auf etwas längerem Chassis mit drei Spitzen zeigt.





Figur 189 führt uns ein dreifaches Phaeton vor.



Versieht man das Doppelphaeton mit bequemeren Sitzen und mit einer festen Rückwand und einem festen Dach, dann entsteht daraus die Halblimousine, die in den Figuren 190 und 191 hinten als Cab ausgebildet sind







In der Figur 192 sehen wir eine Halblimusine vis-a-vis.



Das offene Vis-a-Vis (Figur 193), also ohne feste Rückwand, wird in Deutschland nicht gebaut.



Macht man das Dach der Limousine hinten zum Herunterklappen, dann erhält man die Landauletlimousine (Figur 194), während die Figur 195 das Landaulet mit hinterem Dienersitz darstellt.





Eine Verbindung von Coupe und Landaulet sehen wir in Figur 196 dargestellt, während Figur 197 eine Kombination von Coupe und Limousine vorführt.





Diese Wagen werden in der Regel nur für Gegenden benutzt, die fern von jedem Verkehr liegen. In die selbe Klasse gehört noch die Berline (Figur 198, der alte Berliner Reisewagen automobilisiert):



Die gebräuchlichsten Formen der Limousinen sehen wir in den Figuren 199, 200, 201, 202 und 203.











Letztere mit hinterer Glaswand, wird auch unter der Bezeichnung Limousine-Berline geführt. Um die Limousinen auch als offene Wagen fahren zu können, hat man verschiedentlich den Versuche gemacht, das Oberteil abnehmbar anzuordnen. Man erhält dadurch gewissermaßen einen Sommerwagen und einen Winterwagen (Figur 204).



Ein Mittelding zwischen einem 3/4 Coupe und einer Halblimousine ist in Figur 205 abgebildet.



Dasselbe wird unter der Bezeichnung Dorsay in Frankreich gebaut.
Die Figuren 206 und 207 zeigen zwei verschiedene Typen von Hotelomnibussen.





In den Figuren 208 und 209 sehen wir das Nutzauto, die offene Droschke und das Cab.





Eine besondere Art eines Reisewagens für Überlandfahrten zeigt die Figur 210. Es ist dies eine Berline, die auf sechs Rädern ruht.



© horst decker

Anmerkung: Gespannwagen = Wagen / Kutsche mit vorgespanntem Zugtier

homepage



Fenster schließen